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Der Sturz des Römischen Adlers

2000 Jahre Varusschlacht

Erschienen am 11.08.2008, 1. Auflage 2008
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593382593
Sprache: Deutsch
Umfang: 223 S.
Format (T/L/B): 2.2 x 23.3 x 16 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Stylized as the freedom struggle of the Germanic tribes and pressed into service over the course of history by an exceptionally wide range of interests, the Battle of the Teutoburg Forest still remains shrouded in myth, enigma and speculation. Dirk Husemann''s view takes more into account than just the action on the battlefield. He sheds light on the protagonists, Varus and Arminius, while at the same time underscoring the close interrelationships between the Roman and Germanic cultures. He delves further into questions raised by myth and speculation and does away with the false notions that have persisted to this day. A colorful, suspenseful book that is based on the latest research findings.

Autorenportrait

Born in 1965, Dirk Husemann is an archeologist and historian. He is also an independent author and journalist who writes for Spektrum der Wissenschaft, GEO, and Spiegel Online, among others.

Leseprobe

Vorhut "Varus! Varus! Gib mir meine Legionen wieder!" Der römische Kaiser Augustus soll wenig Verständnis für die Niederlage seiner Truppen in Germanien gehabt haben. Immerhin starben 20?000 Legionäre in einem Hinterhalt irgendwo im wilden Norden. Der Verlust an Mensch und Material war schmerzhaft - tragischer aber war, dass die Schlacht die Römer in die Schranken wies. Nie wieder sollten sich Truppen aus Italien weiter vorwagen als bis zum Rhein. Germanien war frei. Obwohl das Ereignis die Geschichte Europas prägte, ist bis heute unbekannt, wo die Varusschlacht geschlagen wurde. Lange galt der Teutoburger Wald als sicherer Kandidat, ein entsprechendes Denkmal wurde im 19. Jahrhundert auf germanischem Nationalpathos errichtet. Doch seit acht Jahren beansprucht das Osnabrücker Land die Varusschlacht für sich. Über dem kleinen Ort Kalkriese ragt bereits ein millionenschweres Museum in den Himmel. Doch einer der wenigen handfesten Hinweise auf das Gemetzel ist eine Erbse, die in der Nähe gefunden wurde und nachweislich aus dem antiken Italien stammt. Dem Museum auf der Erbse halten Hobbyforscher alternative Orte in der Region entgegen. Schatzsucher aus Amerika, Großbritannien und Japan reisen an und machen das Osnabrücker Land mit Metallsuchgeräten unsicher. Rund 700-mal meldeten Hoffnungsfrohe bereits die Entdeckung des angeblichen Schlachtortes, zankten Wissenschaftler und Amateure um wenige Unzen Metallschrott - die Überreste der 20?000 Legionäre aber bleiben nach wie vor vom Erdboden verschluckt. Die Varusschlacht zählt noch immer zu den großen Mythen der Deutschen. Der bärbeißige Haufen, der sich vom imperialistischen Rom nicht unterdrücken lassen wollte, passte den Feinden Napoleons ebenso in die Ideologie wie später Nationalsozialisten und Kommunisten. Aus der Feder Heinrich von Kleists floss Die Hermannsschlacht als Parabel auf die herbeigesehnte Befreiung vom Besatzer Frankreich. Aus der Propagandamaschine der Nazis donnerte Heilsgeschrei im Namen des Cheruskers. Noch die DDR hätschelte Arminius als Vorzeigekämpfer gegen eine imperialistische Weltmacht - Rom war Amerika. Wer war Varus, wer sein Widersacher Arminius, dem 50 Opern auf den Leib komponiert wurden, über den noch heute Romane geschrieben werden und der als Heldenmotiv auf US-amerikanischen Bierdosen herhalten muss? Für den römischen Historiker Tacitus war er ein Volksheld der Germanen: "Er war unstreitig der Befreier Germaniens, der das römische Volk nicht in den ersten Anfängen der Macht, wie andere Könige und Heerführer, sondern in der höchsten Blüte des Reiches herausgefordert hat, in den Schlachten von wechselndem Erfolg begleitet, im Krieg unbesiegt." Das Heldensiegel blieb an Arminius haften. Immer, wenn die Deutschen einen Heroen brauchten, zogen sie Arminius aus der Schublade. Stets passend gekleidet, mal mit Bärenfell als grober Schlächter, mal in Gewand mit elegantem Schnitt und Flügelhelm als Figur aus einer Wagner-Fantasie. Sogar das Nibelungenlied soll auf Arminius zurückgehen, der laut antiken Quellen tatsächlich noch zu Lebzeiten im Liedgut seiner Stammesbrüder die Hauptrolle spielte. Arminius war der Superstar des Germanentums. Der Ruf nach Heldenblut fürs Vaterland ist verhallt. Heute wirft die Varusschlacht historische Fragen auf, etwa die, wie die Geschichte Europas verlaufen wäre, wenn der Husarenstreich nicht gelungen wäre und die Römer weiter nach Norden hätten vordringen können. Stoppte die Horde im Bärenfell die Römer im Kettenpanzer so nachhaltig, dass der Kaiser danach alle Eroberungspläne in den Tiber warf? Konnte sich erst durch den Befreiungsschlag ein einheitliches Germanentum konsolidieren? War die Varusschlacht tatsächlich der "Urknall der deutschen Geschichte", wie ihn das Deutsche Historische Museum in Berlin heraufbeschwört? Oder war alles ganz anders? Die Varusschlacht und das Ende des römischen Vormarsches jähren sich 2009 zum zweitausendsten Mal. Im Museumsmarketing herrscht Feststimmung ...

Inhalt

Inhalt Vorhut TEIL 1 In finsterem Forst und marmornen Städten - Zwei Helden schreiben Geschichte 1.Varus - ein unbekanntes Leben Hülle und Fülle im Lagerzelt Waldgirmes - ein Forum für Germanen Karriereleiter in die Hölle 2.Arminius - Römer im Germanenpelz Lorbeeren für einen Germanen Germanen lieben gefährlich Idistavisto - Rache für Varus Drachentöter und Nibelungenkönig? Der Germane aus dem Osten TEIL 2 Rätselhaftes Gemetzel am Ende der Welt 3.Als die Römer frech geworden ... Urknall der deutschen Geschichte oder viel Lärm um Nichts Der Legionär hat''s schwer 4.Prof. Varus versus Dr. habil. Arminius Blattschuss eines Bücherjägers Der wiederbelebte Varus Fauler Zauber in alten Quellen Quellen, die zu üppig sprudeln Irrweg in den Teutoburger Wald Grabstein im Zeugenstand Auf dem Steckenpferd zur Schlachtfeldjagd 5.Die kleinen Funde von Kalkriese Eine millionenschwere Rostlaube Ein Gesicht aus Eisen Grabenkämpfe um eine Wallanlage Ein Maultier spuckt große Töne Knochenarbeit im Kalksteingrab Die Wahrheit für bare Münze Preisschild oder Varusbeweis Silberstreif am Fundhorizont Illegale Archäologie 6.Das Schlachtfeld - eine Spielwiese für Archäologen Die verlorenen Legionen vom Little Bighorn Kulturwissenschaftliches Minenfeld 7.Archäologen zwischen den Stühlen TEIL 3 Der gemästete Mythos 8."Die deutsche Nationalität, die siegte in diesem Drecke" Lohenstein und Klopstock - Pathos in den Lesestuben Kleist - die Sprachgewalt der rohen Horde Grabbe und Heine - von der Legende zum Wintermärchen Hermannsdenkmal - ein Germane wird Goliath Ateliers voller Einfaltspinsel Arminius im Ausland Kulturmotor Mythos Nachhut Zeittafel Quellen Literatur Bildnachweise Danksagung Register

Schlagzeile

2000 Jahre Varusschlacht

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